Sprechen Sie Liebe?
Nicht jeder Mensch braucht dasselbe, um sich geliebt zu fühlen. Umso mehr lohnt sich das Lernen einer Fremd-Liebessprache
Liebt mich mein Partner wirklich? Und wenn ja, wieso zeigt er es mir nie richtig? Fragen, wie diese, sind typisch im Alltag der Paar- und Beziehungsberatung. Oft sind die Zweifel jedoch unbegründet. Das Problem liegt weniger an fehlenden Gefühlen als vielmehr an unterschiedlichen Arten, ihnen Ausdruck zu verleihen. Es ist, als würden die beiden Partner nicht dieselbe Sprache sprechen. Klar, dass da Missverständnisse vorprogrammiert sind! Aus diesem Ansatz heraus prägte der US-amerikanische Paar- und Beziehungsberater Gary Chapman den Begriff der Love Languages – der 5 Sprachen der Liebe. Inzwischen nimmt das Modell in der Therapiewelt einen festen Platz ein und hilft Paaren weltweit, ihre Gefühle besser zu verstehen.
Dabei sind die 5 Liebessprachen keine Wissenschaft, sondern ein Erklärungsmodell für unterschiedliche Vorlieben, Wahrnehmungen innerhalb der Beziehungsdynamik. Sie lassen sich am ehesten durch das Bindungsverhalten erklären: Wir sehnen uns einerseits nach Anpassung und Verschmelzung, andererseits nach Autonomie und Selbstbestimmung. Das beeinflusst auch, welche Beziehungssprache wir sprechen. Doch mit Beziehungssprachen verhält es sich genauso wie mit Fremdsprachen: Wir können mehr als eine beherrschen – und uns noch weitere aneignen! Am besten gelingt die Beziehungskommunikation laut Chapman, wenn beide die jeweilige Sprache des Partners lernen. So werden sich beide immer gut verstanden fühlen. Am Anfang sollten wir uns dazu fragen: Was ist Liebe für mich? Was ist Liebe für meinen Partner? Ein gemeinsames Gespräch, in dem mit dem Partner ganz konkret besprochen wird, welche Verhaltensweisen ihn oder sie glücklich machen, liefert oft ganz neue Erkenntnisse. Wichtig ist dabei zu beachten: Alle Bedürfnisse sind zunächst gleichberechtigt. Keine der fünf Liebessprachen ist besser oder schlechter als die andere. Im nächsten Schritt lernen wir dann, die Liebessprache des anderen zu übersetzen. Hurra – die Gefühle sind ja doch da! Sie werden nur anders gezeigt als erwartet.
Die fünf Sprachen der Liebe
Wie zeigen wir unsere Liebe? Wodurch fühlen wir uns geliebt? Chapman hat dafür fünf Beziehungssprachen definiert: Anerkennung und Lob, Zweisamkeit, Geschenke, Hilfsbereitschaft und – last, but not least – Zärtlichkeit. Überhäufen wir unsere Liebsten mit Komplimenten, sagen ihnen gern, wie stolz wir auf sie sind, und loben sie ohne besonderen Anlass, so sprechen wir wahrscheinlich die „Anerkennung und Lob“-Sprache. Umgekehrt möchten wir diese Wertschätzung auch erfahren – und fühlen uns zurückgesetzt, wenn uns der Partner einige Tage nicht lobt. Beim zweisamkeitsTyp wiederum dreht sich alles um die sogenannte Quality Time, also Momente, die wir ganz bewusst und intensiv miteinander erleben. Bei einem schönen Abendessen oder einem gemeinsamen Wochenendtrip kann die ersehnte uneingeschränkte Aufmerksamkeit so richtig ausgekostet werden. Hört uns der Partner jedoch immer nur mit halbem Ohr zu, werden wir als Zweisamkeit-Sprechende schnell frustriert sein. Doch vielleicht ist seine Liebessprache die der Geschenke? Ihm Materialismus zu unterstellen ist unangebracht – denn viel wichtiger als der materielle Wert ist diesem Typ der Bezug zu unausgesprochenen Wünschen und Bedürfnissen. Er macht sich viele Gedanken und liebt es, zu überraschen. Ungeliebt fühlt er sich, wenn er unpersönliche Geschenke bekommt oder sein Liebling ganz ohne Mitbringsel vom Business-Trip heimkommt. „Kann ich dir etwas Gutes tun?“, ist hingegen das zentrale Interesse des Hilfsbereitschaft-Sprechenden. Wo immer es etwas zu erledigen gibt, ist er Feuer und Flamme, denn zu helfen ist für ihn ein selbstverständlicher Liebesdienst. Übersieht der Partner diese Bemühungen, fehlt die Wertschätzung, und es folgt rasch der emotionale Rückzug. Sprechen wir „Zärtlichkeit“, so ist jede Berührung ein Liebesbeweis. Die drei Worte zu hören, ist uns dabei weniger wichtig, als etwa in der Öffentlichkeit Händchen zu halten. Unglücklich werden wir beispielsweise, wenn uns der Partner nicht oft genug küsst. Für eine glückliche Beziehung ist es also eine gute Idee, sich die Frage zu stellen: "Spreche ich dieselbe Liebessprache wie mein Partner?"
5 Sprachen der Liebe:
- Anerkennung und Lob
- Zeit zu zweit
- Geschenke
- Liebesdienste
- Zärtlichkeit